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Margarete Schmitt

(1874 - 1941)
Weilerbach 

Hommage an eine vergessene Samariterin 

Margarete Schmitt wurde am 3. März 1874 als Tochter des Landwirts und langjährigen Bürgermeisters von Weiler­bach, Adam Schmitt und seiner Ehefrau Susanne geboren. Margarete und ihr Bruder Karl waren von den zwölf Kindern des Ehepaares Schmitt als einzige am Leben geblieben. Die anderen hatte die damals grassierende Tuberkulose, bei Kindern soll es meist die heimtückische Form der Knochen-Tbc gewesen sein, dahingerafft. Margarete, die von vielen nur „Tante“ oder „Gretchentante“ genannt wurde durfte leben; aber sie war bucklig. Wie viele Seelenkämpfe musste sie als junger Mensch durchmachen, bis sie ihr Schicksal annahm und ihre Aufgabe im Leben sah.
Sie war von hellwachem Geist, mutig, hilfsbereit und von tiefer Religiosität geprägt. Diese war die tragende Kraft in ihrem Leben. Im Ort gab es damals noch keine Krankenschwes­tern; wie viel Gutes tat sie da! Nur ein Beispiel: Eine jüngere Bauersfrau befand sich im letzten Stadium der Tbc, ihre Kinder hatte man der Anstreckungsgefahr wegen zu Verwandten ge­geben. Die „Tante“ kam und übernahm die gefährliche Pflege der Kranken und pflegte die Frau, bis sie in ihren Armen starb. Margarete übernahm diese verantwortungs­volle Aufgabe, sie fühlte sich gehalten in der Gnade Gottes, der ihr trotz ihres armen, missge­stalteten Körpers so viel Mut und Sicherheit zur tätigen Nächstenliebe verlieh.
Zu Margaretes Zeit hatten Mädchen vom Land eigentlich keine Möglichkeit, nach dem Besuch der Grundschule eine weiterführende Schule zu besuchen. Das änderte sich erst nach dem Ersten Weltkrieg. Wer das Geld dazu hatte, besuchte im Winterhalbjahr die Haushalts­schule in Speyer oder Karlsruhe. Das Erlernte kam später den Familien zugute. Margarete war durch ihre Behinderung eine eigene Familie versagt, so wurde sie, was bei ihr nahe lag, für die Kirche tätig. Ein späterer Pfarrer lobte ihre ordentliche Schrift und dies nicht ohne Grund. In den Jahren 1897 bis 1898 wurde die heutige protestantische Kirche erbaut, der „Pietistendom“, so habe es damals in der Pfalz geheißen. Während der Bauarbeiten gab es eine Menge Schrift­verkehr, den die „Tante“ selbstredend und wohl auch mit Blick auf die notorisch unleserliche Hand­schrift Pfarrer Schollmeyers selbst übernahm.
Bis 1912 bezog Weilerbach sein Trinkwasser aus den vier Dorfbrunnen, dies musste für die damalige Bevölkerung von immerhin schon 1.500 Menschen ausreichen. Es gibt dazu eine Episode: Margarete Schmitt erreichte eines Tages die Bitte ihres ehemaligen Pfarrers, sie möge ihm bei einem baldigen Besuch doch Weilerbacher Brunnenwasser mitbringen. Und so begab sie sich – damals reiste man nicht so rasch und bequem wie heute durch die Pfalz – zusammen mit einer Begleitperson und einer Kanne Wasser aus dem Busenbrunnen auf die Reise.
Lebensfremd war die „Tante“ nicht. Traf sie auf dem Nachhauseweg in der Dunkelheit ein Pärchen zusammen stehen, zupfte sie die jungen Leute am Ärmel und meinte energisch, es sei genug für heute. Andererseits hat sie geholfen, Ehen zu stiften.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden auch pfälzische Grenzgebiete evakuiert und da die „Tante“ immer Wert auf verwandtschaftliche Beziehungen gelegt hatte, war es für sie selbst­verständlich, Evakuierte im eigenen Haus aufzunehmen. Eine der bei ihr wohnenden Frauen erkrankte an Typhus, und die vom Alter bereits gezeichnete Margarete steckte sich an.
Sie starb am 13. September 1941.