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Anneliese Eid

(1929 - 2015)
Unkenbach

Erste Ortsbürgermeisterin im Donnersbergkreis und in der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel

„Sie hatte ganz schön Herzklopfen als sie am 3. Juli 1984 als Gegenkandidatin für das Bürgemeisteramt in Unkenbach antrat“, berichtet Ehemann Günther Eid. „Doch sie hat es mit 3:2 Stimmen geschafft, und ich war sehr stolz auf meine Frau, denn sie war damit auch die erste Ortsbürgermeisterin im Donnersbergkreis.“ Am 10. Februar 2015 ist Anneliese Eid kurz nach ihrem 86. Geburtstag verstorben.

Vor über 30 Jahren hatte die anpackende Frau eine politische Männerdomäne, das Bürgermeisteramt erobert und bewiesen, wie gut eine Frau die Geschicke einer Ortsgemeinde lenken kann. Der damalige „Traditionsbruch“ hat mittlerweile Vorbildcharakter.

Anneliese Eid wurde am 26. Januar 1929 als einzige Tochter des Maurerpoliers Richard Jost und dessen Ehefrau Anna geb. Roß in Wuppertal geboren. Dort besuchte sie auch von 1935 bis 1943 die Volksschule. Nach dem Schulabschluss musste sie ein Pflichtjahr im Landjahrlager in der Lüneburger Heide absolvieren. Bedingt durch die Kriegsereignisse siedelte ihre Mutter dann im Sommer 1943 nach Unkenbach um, wohin die Tochter ihr im März 1944 folgte. Bereits am 1. April 1944 trat sie eine Stelle als Bürohilfe im Bürgermeisteramt in Obermoschel an. Hier war sie bis Ende Oktober 1948 tätig. Eine Weiterbeschäftigung war wegen der damaligen finanziellen Notlage der Gemeinde nicht mehr möglich. Der Arbeitslosenzeit folgte eine Beschäftigung als Haushaltshilfe im Privathaushalt von Dr. Hoffmann, der „Fräulein Jost“ bis zu ihrer Heirat mit dem Schlosser Günther Eid aus Unkenbach am 25. August 1951 nachging. Der tragische Unfalltod ihres Vaters 1952 war für Anneliese Eid und ihre Familie ein sehr trauriges und einschneidendes Erlebnis. Aus der Ehe mit Günther Eid gingen zwei Töchter hervor, Ursula und Roswitha. Sie wurde später dann auch Oma von zwei Enkelsöhnen.

1970 begann sie wieder zu arbeiten; zunächst bei der Fa. Elektro- May in Obermoschel und danach bis zu ihrer Wahl zur Ortbürgermeisterin bei der Firma Preis in Bayerfeld.

In der damaligen Zeit und auf dem Land war es schon etwas ganz Besonderes sich als Frau kommunalpolitisch zu engagieren und ein solches Amt zu übernehmen. Günther Eid, damals ebenfalls Kommunalpolitiker, hatte, wie er zugibt, seine Frau ermutigt, für das Amt der Ortsbürgermeisterin zu kandidieren. Rückblickend meint er: „Sich als Frau Respekt zu verschaffen und sich gegen die Männer im Gemeinderat durchzusetzen, war in der Anfangszeit für meine Frau nicht immer einfach, doch es wurde von Jahr zu Jahr besser.“ Sie war auch Ratsfrau im Verbandsgemeinderat Alsenz-Obermoschel und Mitglied im Städte- und Gemeindebund von Rheinland-Pfalz. Mit ihren kreativen Ideen, ihrem offenen Ohr für die Belange der Bürgerinnen und Bürger und ihrem hohen persönlichen Einsatz, hat sie für die Weiterentwicklung der Gemeinde Unkenbach manches erreicht. Da in der Gemeindekasse nicht genügend Geld vorhanden war, um die defekte Kirchturmuhr zu ersetzen, wurde kurzerhand ein Turmuhrenfest ins Leben gerufen, aus dessen Erlösen dann die neue Kirchturmuhr finanziert werden konnte. Ein anderes Beispiel war, dass sich die Bürgermeisterin, unterstützt von Helferinnen und Helfern, kurzerhand persönlich um die Ausrichtung der Unkenbacher Kerwe kümmerte, nachdem der damalige Kerwe-Wirt verstorben war.

Aber auch Straßenausbau im Ort, der Ausbau des Wirtschaftswegenetzes und die Fertigstellung des Neubaugebietes fielen in Ihre Amtszeit. Dabei auftretende Probleme, versuchte Bürgermeisterin Eid möglichst im Interesse aller Beteiligten zu lösen. Die Bürgerinnen und Bürger von Unkenbach brachten ihre Zufriedenheit in Form ihrer Wiederwahl im Jahr 1989 zum Ausdruck.

Wichtig zu erwähnen ist auch die Freude mit der sie das kommunale Ehrenamt ausübte und die Menschen, die mit ihr zu tun hatten, spürten das auch. Daneben lag Anneliese Eid der Frauenbund, zu dessen Treffen sie regelmäßig ging, am Herzen. Entspannung, so erinnern sich ihre Töchter, holte sich ihre Mutter in ihrem Garten, den sie gemeinsam mit ihrem Mann bepflanzte, das reife Obst und Gemüse erntete und für die Vorratshaltung einkochte.

Nach 10jähriger Amtszeit stand sie bei der Kommunalwahl 1994 aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder als Bürgermeisterkandidatin zur Verfügung. Mehre Operationen folgten und schränkten ihren Bewegungsradius zunehmend ein. Ihr Leben spielte sich überwiegend in ihrem Häuschen ab, doch nutzte sie gern die Einkaufsfahrten mit ihren beiden Enkeln für etwas Abwechslung.

Es ist wichtig das Andenken an eine bemerkenswerte Frau zu wahren, die in gewisser Weise ihrer Zeit voraus war.