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Klara Kläres

(1887 - 1977)
Jettenbach

Aus dem Leben der Musikantenfrau

Klara Cappel kam als 9. Kind des Wagnermeisters Jakob Cappel und seiner Frau Philippina, geborene Hafner, am 10.05.1887 in Jettenbach zur Welt. Obwohl sie in einer Handwerkerfamilie aufgewachsen ist, hatte sie eine enge Bindung zum Wandermusikantentum. In fast allen Nachbarhäusern wohnten Familien, deren Väter und Söhne als Wandermusikanten auszogen. Auch ihr Großvater Philipp Hafner II. zählte zu den ersten nachweisbaren Wandermusikanten des Dorfes. In ihrem familiären Umfeld war von frühester Kindheit an ihre Arbeitskraft gefragt, denn die Mutter war über 25 Jahre in ihrer Mobilität fast vollkommen eingeschränkt. Neben der Hausarbeit galt es für die Mädchen der Familie auch noch einen Teil der Arbeit im Stall zu erledigen. Weiterhin war die Garten- und Feldarbeit ein fester Bestandteil in Klaras Jahresablauf. Nach dem für Klara recht frühen Tod der Eltern musste sie in den Haushalt entfernter Verwandter im Ort wechseln. Ständige Mitarbeit in Haus und Feld prägten ihren Tagesablauf, was sie ja von Zuhause aus gewöhnt war. So war sie wohl froh, als sie den Wandermusikanten August Kläres kennenlernte und später heiraten durfte. Nach der Heirat konnte sie ins Elternhaus ihres Mannes ziehen und den eigenen Haushalt mit der Schwiegermutter führen.

Bereits 1909 wurde ihre erste Tochter geboren. Bis 1920 folgten noch zwei Töchter und drei Söhne. Durch die Abwesenheit des Vaters lag die Geburt der Kinder, wie bei den meisten anderen Musikerfamilien in den Sommer- und Herbstmonaten. Auch hier war Klara auf sich selbst gestellt, da ihr Ehemann berufsbedingt nicht heimkommen konnte. Auch beim Tod des zweiten Kindes, dem Sohn Kurt, war Klara in ihrer Trauer auf sich allein gestellt. Trotz der Schwangerschaften hatte Klara ihren Haushalt zu bewältigen, versorgte die Kinder, die Schwiegermutter und die kleine Landwirtschaft. Dies alles war wohl nur mit Unterstützung durch Nachbarn und Verwandte zu schaffen.

Während des Ersten Weltkrieges war Klara erneut allein, denn nun wurde August an der Front benötigt. Als August Kläres aus dem Krieg heimkehrte, wußte keiner wie es weitergehen sollte. Man lebte von der eigenen kleinen Landwirtschaft.

Erstmals im Jahre 1920 ging August Kläres mit der Ulrichskapelle nach Holland. Durch das in Holland verdiente Geld von August, konnte jedes Jahr der Hausstand (Möbel, Kleidung, Landwirtschaft) gegenüber der bäuerlichen Bevölkerung beträchtlich verbessert werden.

Die Wintermonate nutzte August um neue Noten aufzuschreiben und diese zu erlernen. Für Klara gab es auch im Winter viel Arbeit. So hatte sie die Kleidung und Uniform ihres Mannes in Ordnung zu bringen, denn im Frühjahr ging es erneut nach Holland. August musste unterdessen im Haushalt mithelfen. War das Wetter günstig, half August auch noch bei der Herbst- oder Frühjahrsaussaat. Für alle anderen Tätigkeiten in der kleinen Landwirtschaft war Klara auf sich selbst gestellt. Sie meisterte dies ohne Probleme, denn sie war es ja von Jugend auf gewöhnt.

Verursacht durch den Ersten Weltkrieg war das Ende des Wandermusikantentums endgültig angebrochen. August wirkte nun als Altmusiker in der Vereinskapelle mit. Klara gönnte ihrem Mann diese willkommene Abwechslung, denn im Arbeitsablauf in der Landwirtschaft tat er sich schwer. Hier hatte eindeutig Klara das Sagen und mehr Erfahrung. Klara bestimmte einen Großteil des gemeinsamen Tagesablaufs.

August Kläres verstarb 1949. Klara konnte ihren Lebensabend in Jettenbach, im Alten Weg, verbringen. Wenige Tage vor ihrem 90. Geburtstag, am 05.05.1977, verstarb die „Musikantenfrau Klara“ und fand ihre letzte Ruhe neben ihrem schon lange verstorbenen Mann.