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Hildegard Erbelding

(1908 – 1985)
Waldmohr

Malerin und Grafikerin

Die Malerin und Grafikerin Hildegard Erbelding wird am 8. August 1908 als erstes Kind einer Schneidermeisterin und eines selbstständigen Kaufmanns in Berlin-Wilmersdorf geboren. Die Familie zieht 1911 nach Düsseldorf. Dort besucht sie die Schule und absolviert anschließend eine Lehre als Seidenmalerin in Krefeld. Es entstehen bereits sehr feine Scherenschnitte. Sie heiratet 1929 den pfälzischen Expressionisten Robert Erbelding und folgt ihm nach Ludwigshafen. Beide widmen sich voll und ganz dem bildnerischen Schaffen und leben recht und schlecht davon. Im Herbst 1932 mietet das Ehepaar eine Hütte in den Tiroler Bergen und beginnt ein intensives Naturstudium, Gebirgsbilder entstehen.

Die Unsicherheit durch die Machtergreifung Hitlers veranlasst das Paar nach Deutschland zurück zu kehren. Sie gehen nach München und haben dort ein eigenes Atelier. Es beginnt eine wirtschaftlich sehr arme Zeit.
Sie beschließen 1935, sich in der Westpfalz, in Waldmohr, niederzulassen. Von 1939 bis 1945 lebt Hildegard Erbelding allein im kleinen Atelierhaus, ihr Mann ist im Krieg. Sie lässt sich zur Rotkreuzhelferin ausbilden, um zu helfen und treibt ihre künstlerische Arbeit voran. Westpfälzische Landschaften und Blumenbilder entstehen, meist in Aquarell. Sie fährt in die zerbombten Städte und malt die Zerstörung.

Im April 1945 wird Sohn Bertil geboren, er wird nur ein halbes Jahr alt. Sie kümmert sich um ihren sehr krank aus dem Krieg heimgekehrten Mann, ihre bildnerische Arbeit geht weiter. Ab Mitte der 50er Jahre beginnt sie mit den gegenstandslosen Arbeiten, die sie meist mit „Auseinandersetzung“ betitelt. Zuerst entstehen kleinformatige Zeichnungen, die in großformatige Tuschmalerei münden. Sie schreibt kleine Geschichten zu der Auseinandersetzung der Farben miteinander und illustriert sie in der ihr eigenen Weise, gleichrangig mit den Texten.

Nach dem Tod von Robert Erbelding 1965 kümmert sie sich intensiv um dessen bildnerischen und schriftlichen Nachlass. Immer wichtiger wird Hildegard Erbelding die Arbeit mit Kindern. Mit ihnen malt sie in den 60er und 70er Jahren an vielen Orten in der Pfalz mit anschließenden Ausstellungen dieser Kinderarbeiten. Sie bietet Gesprächszirkel für Erwachsene an.

1973 wendet sie sich zusätzlich der Keramik zu. Ein Zyklus von Gefäßen und Objekten in Aufbaukeramik mit selbstgefertigter Asche- und Steinglasur entsteht. Sie reist jetzt viel und hält ihre Eindrücke per Fotografie fest, viele hunderte Dias entstehen. Sie bringt 1978 in Waldmohr eine Gruppe von Kunstschaffenden und Kunstinteressierten zusammen und begründet so die Waldmohrer Kunstausstellungen, die es heute noch gibt. Auch hier sind ihr Kinder sehr wichtig. Bis zu ihrem Tod führt sie Schulklassen durch die Ausstellungen, ihr „Gespräch in der Ausstellung“ ist regelmäßiges Angebot an Erwachsene. Ganz am Schluss greift sie nochmals zum Zeichenstift. Sie zeichnet Morbides aus der Natur und die sie umgebenden Menschen; Kugelschreiber-, Filzstift- und Bleistiftzeichnungen entstehen. Bis zu ihrem Tod lebt, arbeitet und wirkt Hildegard Erbelding in Waldmohr und hinterlässt ein umfangreiches Werk. Sie stirbt im Dezember 1985 nach kurzer, schwerer Krankheit; Anfang November kann sie noch die Eröffnungsrede zu einer Kunstausstellung in St. Wendel halten.