Johanna Germann
(1896 – 1973)
Altenkirchen
Lehrerin, Schriftstellerin, Anthroposophin
Johanna Germann war eine Schriftstellerin, mit deren Werken ein breites Publikum so seine Schwierigkeiten hatte. Geboren war sie am 20. September 1896 in Altenkirchen als neuntes Kind.
Johanna Germann kam nach Abschluss der Volksschule für 6 Jahre auf das Lehrerseminar in Kaiserslautern. Dort fand sie volles Verständnis für ihre künstlerische Begabung und wurde für die Kunstschule nach München empfohlen. Leider musste ihr Vater dies wegen der hohen Kosten ablehnen. Auch ihr dichterisches Talent wurde damals erkannt und einer ihrer Studienprofessoren schrieb ihr ins Schulheft: „Möge edle Begeisterung den strebenden Bemühungen der Verfasserin treu bleiben." Dieses Motto konnte als Leitmotiv über dem weiteren Lebensweg der Johanna Germann stehen. Von 1916 bis 1920 folgten schwere Berufsjahre an verschiedenen Dorfschulen im Kuseler Land, wo sie teilweise bis zu 7 Klassen mit 120 Schülern zu betreuen hatte. „Sie bewährte sich derart, dass sie 1920, obwohl sie kein Hochschulstudium vorzuweisen hatte, durch die Fürsprache des Bezirksschullehrers Pfleger an die Höhere Mädchenschule in Kusel gewählt wurde, an der sie von 1920 bis 1947, bis zu deren Auflösung …, gewirkt hat." (Hanns Martin Elster, Biograph, 1973).
In jenen Jahren bildete sie sich durch Ferienhochschulkurse und Privatstunden fort und konnte auch ihr Bildhauertalent durch professionellen Unterricht und Modellierungskurse fördern. Sichtbares Zeugnis hiervon sind etwa die Büsten ihres Vaters Friedrich Germann und des von ihr hoch verehrten Anthroposophen Rudolf Steiner im Museumshof in Kusel.
Johanna Germann hat zeitlebens nicht geheiratet; sie baute 1935 bis 1937 zusammen mit ihrer ebenfalls ledig gebliebenen Schwester Amalie ein Haus in Kusel, in der heutigen Fritz-Wunderlich-Straße, in dem sie bis ins hohe Alter lebte. In jenen Jahren erwachte ihr Interesse an theologischen Fragen, vor allem aber an der Anthroposophie Rudolf Steiners.
1932, kurz vor der Machtergreifung der Nazis, erschien ihr erstes Werk, die Tragödie „Prophetenschicksal“ im jüdischen Verlag Hirschfeld. Bei der späteren Beschlagnahme des Verlags durch die Gestapo wurde ein großer Teil der Auflage vernichtet. 1936 kam es zu einem ernsten Zusammenstoß mit der Gestapo in Kusel, weil Johanna Germann in der von ihr unterrichteten 4. Mädchenschulklasse die jüdischen Schülerinnen gegen Pöbeleien der Hitlerjugend in Schutz nimmt. Durch Fürsprache des Kuseler Bürgermeisters und sogar des NSDAP-Kreisleiters kann sie im Schuldienst bleiben, erhält aber einen Verweis, weil sie „den Geist der neuen Zeit nicht erfasst habe". Bei einer Hausdurchsuchung durch die Gestapo 1941 wird ihre Tragödie „Mani", von der 3 Akte bereits fertiggestellt sind, von ihrer Schwester aus Furcht vernichtet. Johanna Germann wird vorübergehend inhaftiert.
Leitthemen ihrer Werke sind die Frage des wahren und falschen Propheten, sowie die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus, jeweils vor dem Hintergrund des christlich-anthroposophischen Menschenbildes.
Johanna Germann stirbt am 23. Mai 1973 in Kaiserslautern im Alter von 77 Jahren. Sie wird auf dem Kuseler Friedhof im Familiengrab beigesetzt.
(Auszug aus „Prophetenschicksal“)