Charlotte Pfützner wurde am 13. Oktober 1894 als achtes Kind der Eheleute Georg und Katharina Giel, geborene Trum, in Eisenberg geboren. Ihre Eltern betrieben in der Hauptstraße den Gasthof „Zum Löwen“ mit angegliederter Metzgerei und Landwirtschaft. Nach einer, wie sie selbst in ihren Erinnerungen schreibt, „herrlichen Kindheit und Jugendzeit“ heiratete sie 1919 den Ingenieur Bruno Pfützner, der 1932 die Betriebsleitung der Eisenberger Firma Schiffer und Kircher, dem späteren Didier-Werk, übernahm. Ein Sohn wurde 1920, eine Tochter 1921 geboren.
Charlotte Pfützner war während ihrer Ehe und dann seit 1961 als Witwe in ihrem Heimatort Eisenberg vielfältig aktiv. Sie kümmerte sich viel um die Altenpflege und sprang bei entstehenden sozialen Notlagen sofort ein. Auch die ausländischen Gastarbeiter, die seit Anfang der 1960er Jahre nach Eisenberg kamen, und deren Situation lagen ihr sehr am Herzen. Literarisch war sie als Heimatdichterin, Verfasserin von Gelegenheitsgedichten, geistlichen Gedichten und Theaterstücken sehr rührig. Charlotte Pfützners Gedichte sind geprägt von Lob, Dank und Preis Gottes und zeigen eine tiefe Religiosität, aus der die Verfasserin Kraft schöpfte. Liebe, Gnade, Güte, Zuversicht, Geborgenheit, Gottvertrauen und Hoffnung sind immer wieder als lyrische Motive zu finden und werden den negativ besetzten Begriffen Hass, Leid, Mutlosigkeit, Herzenspein und Herzeleid gegenübergestellt. Besonders beeindruckend ist das Gedicht, das 1943 mitten im 2. Weltkrieg entstand. Es beginnt mit der sehnsuchtsvollen Frage: „Wann wird der holde Tag erscheinen, / Der uns den Frieden näherbringt, / An dem die Völker sich vereinen, / Die Freiheit hoch das Zepter schwingt?“. In der Sammlung „Mit Gedichten leben“ nimmt neben den Kapiteln „Geistliches und Besinnliches“ und „Gelegentliches“ der Abschnitt „Pfälzisches“ den größeren Teil ein. In Eisenberger Mundart beschäftigt sich Pfützner humorvoll unter anderem mit so profanen Dingen wie „Die Krumbeer“, „Die Kinddaaf“, „Stoßseufzer des Ehegatten“ und „Sparsamkeit 1918“. Unter „Gelegentliches“ steht Lokalkolorit im Mittelpunkt. So schuf sie mit „Unser Stadtrat“ ein zeitloses Gedicht: „Mer hawen im Stadtrat gescheite Männer, / E paar sin groß, die ann´re sin klenner. / De Borjemeeschter fallt immer uff die Poode / Beim Dischbediere un Beroode.“ Ihre Liebeserklärung in Gedichtform mit dem Titel „Mein Eisenberg“ wurde von Werner Puhlmann zur 1200-Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung und der Stadterhebung 1963 ebenso vertont wie einige Jahre später „Wahre Freundschaft“, das ebenfalls aus der Feder Charlotte Pfützners stammt. Aus gesundheitlichen Gründen übersiedelte sie im Frühjahr 1979 zu ihrer Tochter nach Kulmbach in Bayern. Dort feierte sie im gleichen Jahr im Kreis ihrer Kinder, Enkel und Urenkel und zahlreicher Verwandter ihren 85. Geburtstag. Bis in die letzten Stunden ihres Lebens war sie geistig frisch. Sie starb am 8. Dezember desselben Jahres in Kulmbach. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in ihrem geliebten Eisenberg. Das Grab ist noch erhalten.
Literaturhinweis: Die Erinnerungen von Charlotte Pfützner sind abgedruckt unter dem Titel „Das Leben in meinem Elternhaus“ in: Hermann Schäfer: Vergangenheit und Gegenwart. 1250 Jahre Eisenberg - 50 Jahre Stadtrechte, Geiger-Verlag Horb am Neckar 2013, S. 487- 497.