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Hedwig Eschenbaum

Initiatorin der Sternsinger, Leiterin der Katholischen Bücherei

Hedwig Eschenbaum wurde am 2. April 1923 in Saarbrücken geboren, wo sie auch ihre frühe Kindheit verbrachte. Dann siedelte die Familie, der Vater war Beamter, nach Berlin um. Von den drei Geschwistern: 2 Mädchen und ein Junge, starb letzterer während des Krieges, wegen mangelnder medizinischer Hilfe in einem Berliner Krankenhaus. Bald darauf verstarb auch die Schwester noch in jugendlichem Alter. Ihr Verlobter fiel als Soldat an der Kriegsfront. Der Vater schien den Krieg auch nicht lange überlebt zu haben, denn als Frau Eschenbaum in den Westen, Saargebiet oder Rheinland-Pfalz, zurückkehrte, lebte nur noch die Mutter.

1948/49 machte Frau Eschenbaum eine Religionslehrerinnenausbildung im ehemaligen Lehrerinnenseminar in Speyer. Nach der Beendigung dieses Kurzstudiums erhielt sie ihre erste Stelle in Bolanden und war verantwortlich für die Jugendarbeit. Bald darauf wurde sie in Kirchheimbolanden für den Katholischen Religionsunterricht an der Grundschule und Jugendarbeit gebraucht. Was ihre Arbeit und den Beruf anging, finden wir hier die ersten persönlichen Erinnerungen. Frau Eschenbaum bildete eine Mädchengruppe, mit der sie viel unternahm. Die Natur, Musik und Literatur waren ihre Themen sowie die Führung junger Menschen aus einer christlichen Lebenshaltung. Ihre Offenheit und Kritikfähigkeit hatte sie sicher im weltoffenen Berlin, aber auch in den schicksalhaften Kriegsereignissen entwickelt. Ihrer damaligen Mädchengruppe berichtete sie, dass sie den Einmarsch der Russen mit einhergehenden Vergewaltigungen hautnah erlebt hat.

Im Unterricht pflegte sie eine Bereitschaft auf die Kinder zuzugehen, die öfter auch in ein kleines Chaos mündete, aber umso besser wusste sie das Gemüt der Kleinen zu bewegen und sie vor allem zum Mitfühlen für das Leid anderer zu motivieren. So erzählte die ehemalige Bildredakteurin der Zeit, Ellen Dietrich, dass ihr zum Zeitungsthema: „Prägende Lehrerpersönlichkeiten“ spontan Frau Eschenbaum einfiel, die sie als Grundschulkind erlebte. So sei diese nach einer Schulpause ins Klassenzimmer gekommen und habe ein im Schulhof weggeworfenes Pausenbrot in der Hand gehalten und den Kindern erklärt, dass Brot etwas Lebensnotwendiges sei und viele Kinder im erst zu Ende gegangenen Krieg verhungert oder fast verhungert wären, weil ihnen dieses Stück Brot fehlte.

Als in den Fünfzigern Fernsehen und Radio auf Hunger und Not in der Welt aufmerksam machten, gründete Frau Eschenbaum in Kirchheimbolanden die ersten Sternsinger-Gruppen und zog mit ihnen von Haus zu Haus, um für notleidende Kinder in Teilen der Welt Geld zu sammeln und dafür den Segen Gottes, C+M+B und die Jahreszahl, an die Tür zu schreiben. Christus Mansionem Benedict übersetzt: Christus möge dieses Haus segnen.

Großen Verdienst hatte Frau Eschenbaum auch um die Bücherei im Pfarrheim St. Josef. Sie war ein Paradies für Kinder und Erwachsene.

Der Freitagnachmittag am Ende der Schulwoche war „Eschenbaumnachmittag“. Da hatte man Spiel und Spaß und konnte auch manche Alltagssorge loswerden. Auch Erwachsene fanden bei dieser freundlichen stillen Frau eine gute Zuhörerin. Caritas und Diakonie waren für sie keine Fremdworte, sondern gelebtes Christentum ohne Ansehen der Person, gelebte Nächstenliebe. Sie spürte unerkannte Not auf, ob es benachteiligte Kinder, alleinerziehende Mütter oder Familien in Not waren und oft half sie aus der eigenen Tasche.

Für ihr außergewöhnliches Engagement wurde sie mit der Pirminiusplakette der Diözese Speyer ausgezeichnet. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte Frau Eschenbaum im Wolffstift in Kirchheimbolanden, wo sie am 3. Januar 2013, mit fast 90 Jahren, verstarb.