Charlotte Albert

(1877 – 1965)
Ginsweiler Mühle

Schriftstellerin

Die Obere Mühle zwischen Reipoltskirchen und Ginsweiler, zu der ein landwirtschaftlicher Betrieb gehörte, war schon lange im Besitz der Familie, als Charlotte Elisabeth Maurer am 10. Juli 1877 zur Welt kam. Ihr Vater, der Müller Karl Philipp Maurer, begeisterter Leser und Literaturkenner, las im Winter nach der Arbeit seinen Kindern aus seinen Geschichtswerken vor. Er machte seine älteste Tochter mit Romanen von Wilhelm Raabe, Jean Paul und Adalbert Stifter vertraut. Diese Erzähler begleiteten Charlotte Maurer durchs Leben. Sie lernte Balladen auswendig und sagte sie während der Hausarbeit auf. Charlotte Maurer war noch keine zwanzig Jahre alt, da verliebte sich der sechs Jahre ältere Lehrer Hermann Albert in sie. Das Paar heiratete 1897. Die Verbindung mit einem Lehrer schien Charlotte Maurer ideal; sie wünschte sich Kontakt zur Literatur und mehr Zeit zum Lesen. Im August 1898 kam Tochter Dorothea zur Welt. Zwei Jahre später wurde Wilhelm geboren. Das dritte Kind, wieder ein Mädchen, kam 1907; es starb jedoch bald nach der Geburt.

Bald wurde Hermann Albert ins Musikantendorf Eßweiler versetzt; die Familie hatte die Lehrerwohnung inne. 1909 kam Hermann, der zweite Sohn, zur Welt. Ein paar Monate nach der Ankunft des jüngsten Kindes musste die nun fünfköpfige Familie nach Altrip umziehen, wo Lehrer Albert bis 1920 unterrichtete. Junglehrer erinnerten sich Jahre später in Briefen an die Gespräche, die sie mit Frau Albert führten.
Charlotte Albert versorgte nicht nur Haushalt, Kinder, Junglehrer, Tiere und Garten, sie hatte sich gleich zu Beginn ihrer Ehe einen Freiraum geschaffen, teilte ihre Tage konsequent ein, brachte alles Unangenehme und Eintönige morgens in aller Frühe hinter sich, um genügend Zeit für die ihr wichtigen Arbeiten zu haben. Obwohl zu derzeit Schreiben noch vorwiegend eine Männerdomäne war, drängte es Charlotte Albert zu Beginn der zwanziger Jahre ihre Arbeiten einem größeren Kreis vorzustellen. Sie dachte sich den Künstlernamen „Lotte Mühlborn“ aus, verfuhr wie ihre Wolfsteiner Kollegin Pauline König, die mehr als dreißig Jahre unter Pseudonym veröffentlicht hatte. Bald waren Erzählungen und Gedichte der Autorin Lotte Mühlborn in der „Freien Bayerischen Schulzeitung“ und in anderen Blättern zu lesen.

Leser und Kritiker wurden auf ihre Texte aufmerksam. Charlotte Albert verfasste Kurzprosa und Lyrik, Texte, die der viel beschäftigten Frau entsprachen, ließ autobiographische Details in ihre Arbeiten einfließen, die sie in schlichter schnörkelloser Sprache schrieb und deshalb heute noch gut zu lesen sind. Kriegs- und Nachkriegsjahre waren überstanden, als die Autorin 1954 Erzählungen in dem Buch „Graps, der Rabe und andere Erzählungen, Erlebnisse mit Tieren“, zusammenfasste. Nachdem Hermann Albert nach 64 gemeinsamen Ehejahren 1961 gestorben war, wohnte Charlotte Albert bei der Familie ihres ältesten Sohnes. Bis zu ihrem 88. Geburtstag überarbeitete sie immer wieder ihre Gedichte und Erzählungen, ordnete ihre literarischen Arbeiten und bereitete sie zur Veröffentlichung vor. Anlässlich eines Besuches im Hause ihrer Tochter Dora Faller in Landau stürzte sie und erlitt schwere Verletzungen, an denen sie im Vinzentiusstift am 21. August 1965 starb. Charlotte Elisabeth Albert wurde in Kaiserslautern-Erzhütten begraben.