Mathilde Scharding
Musik war ein großer Teil ihres Lebens
Mathilde Scharding, geborene Schohl, wurde am 12.6.1923 in Schneckenhausen als ältestes von vier Kindern geboren. Der Vater war Schreinermeister, die Mutter Hausfrau.
Nach der Volksschule half sie im Haushalt und in der Landwirtschaft der Familie.
Im Jahre 1951 heiratete sie Willibald Scharding, zog in das Haus der Schwiegereltern und 10 Jahre später in das eigene Haus in der Flurstraße, zusammen mit den vier Kindern.
In den 60er Jahren half sie in den Sommermonaten ihrem Mann beim Herstellen und Verkauf von Eis in einer kleinen „Eisdiele“.
Als junge Frau hatte sie die verantwortungsvolle Aufgabe, einmal im Monat im Auftrag ihres Vaters das sogenannte „Milchgeld“ in Kaiserslautern auf der Raiffeisenbank abzuholen. Zuvor orderte sie auf der Milchzentrale den Betrag. In guten Monaten belief sich die Summe auf ca. 8000 DM. Dieses Geld wurde dann von ihrem Vater an die Bauern in Schneckenhausen und auf dem Horterhof verteilt.
Sie versorgte ihre vier Kinder, Haushalt und Garten. Bis ca. 1970 war sie fast 10 Jahre im Raiffeisenlager in Schneckenhausen als Verkäuferin von landwirtschaftlichen Produkten tätig. Ihren Mann Willibald unterstütze und begleitete sie 27 Jahre lang bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Ortsbürgermeister. Als aktives Mitglied der Landfrauen wurde sie 2006 für ihre Verdienste geehrt.
Mathilde Schardings Leidenschaft galt der Musik. Mit großer Freude und Aufmerksamkeit widmete sie sich bereits in jungen Jahren dem Klavier- und dem Orgelspiel. Vorbild war ihr Bruder Ignaz, der hervorragend Klavier spielen konnte. Sie bekam Klavierunterricht von ihrem Vater, der in der damaligen Kriegszeit Organist in Schneckenhausen war. Später erlernte sie vom Organisten Depré, der in der Marienkirche in Kaiserslautern tätig war, das Orgelspiel.
Nach dieser Ausbildung wurde Mathilde Scharding 1942 bereits im Alter von 19 Jahren Organistin in der kath. Kirche St. Wendelinus in Schneckenhausen. Zu Beginn fehlte ihr manchmal der Mut, diese wichtige Aufgabe zu erfüllen. Der damalige Prälat Gundermann gab ihr den Spitznamen „Tante Tutti“. Er ermutigte und unterstützte sie immer wieder. Sie spielte in Schneckenhausen und in Schallodenbach. Trotz späterer familiärer Verpflichtungen war sie immer zuverlässig zur Stelle um den Gottesdienst mit wohlklingendem Orgelspiel zu umrahmen. Sie spielte alle sonntäglichen Messen, zweimal in der Woche die Andachten und an allen Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen und Feiertagen. Ihr Ehemann erzählte schmunzelnd, dass sie sich, sobald die Glocken zu Läuten begannen, auf den Weg in die Kirche machte und zu Hause alles stehen und liegen ließ.
Am 20. April 1992, dem Ostersonntag, fand ein Festgottesdienst zu Ehren ihres 50. Organisten-Jubiläums statt. Sie wurde für ihr herausragendes Engagement in diesem wichtigen Amt mit einer Ehrenurkunde des Bistums Speyer geehrt, unterzeichnet von Bischof Dr. Anton Schlembach. Waltraud Putze, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, dankte Mathilde Scharding für ihren jahrzehntelangen zuverlässigen und wertvollen Beitrag zum Wohle der Kirchengemeinde.
Pfarrer Schlosser zitierte in seiner Laudatio sogar Papst Pius XII. der Kirchenmusiker einmal als Apostel bereichnet hatte. Laut Pius XII. übten alle, „die entweder selbst die Kunst des Tondichtens ausübten, oder als musikalische Leiter, als Sänger, als Spieler eines Instrumentes, das sie zur Ausführung brachten, ein wahres und echtes Apostolat aus“. Für diese Treue bei der Erfüllung ihrer Aufgabe, gewähre ihnen Christus der Herr Belohnung und Ehre.
Frau Scharding verstarb im Alter von 87 Jahren.
Autorin: Claudia Scharding
Foto: Privat