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Lotte Bang

(1925 – 2004)
Otterbach

Unternehmerin und Gründerin eines Hilfsprojektes

Als Lotte Braitmaier und Günther Bang am 24. Mai 1958 heirateten, war der 2. Weltkrieg überstanden. Lotte hatte ihren Verlobten verloren, Günther zusammen mit seinem Bruder die Druckerei Arbogast von seinem Vater übernommen. Lotte war 1925 in Tübingen geboren und zur Schule gegangen, hatte bis zu ihrem 33. Jahr mit offenen Augen in einer anregenden Umgebung gearbeitet. Sie lernte in der Druckerei ihres Schwagers, dass Buchdrucker, Buchbinder und Buchhändler nicht zu den akademisch gebildeten Bürgern gehörten, die Schwarze Kunst dennoch ein Auskommen versprach. Am 6. Juni 1959 kam Stephan Hermann, einziges Kind des Ehepaares, zur Welt. Lotte Bang, eine fröhliche, fürsorgliche Mutter, tat was sie konnte, um ihren Sohn in unbeschwerter Umgebung aufwachsen zu lassen.

Die Nachkriegsjahre waren vom Neuanfang geprägt. Lotte und Günther nahmen sich vor, „etwas zu machen, das sie von der Konkurrenz unterscheidet“. Um ihren Plan zu verwirklichen, ließen Lotte und Günther in Otterbach ein Geschäftshaus errichten, mit einer modernen Druckerei, mehreren Büros und einem Laden, in dem ihre Erzeugnisse verkauft wurden. Als einer der ersten Verlage im Südwesten stellte Arbogast 1967 vom Blei- auf Fotosatz um. Zehn Jahre später wurde die digitale Texterfassung eingeführt, Amtsblätter und kirchliche Zeitungen gedruckt. Der Schwerpunkt der Druckerei lag jedoch auf der Heimatliteratur. Lotte Bang war unternehmerisches Denken und Handeln selbstverständlich. Ihr kaufmännisches Talent war im Betrieb zu spüren. Im Team zu kooperieren, Erfahrungen zu nutzen, die sich in der Praxis bewährt hatten, kamen ihr zugute. Die Kundschaft wusste, dass sie bei Frau Bang Verständnis für ihre Ideen fanden. Schriftstellern, Mundartpoeten und Historikern der Region war sie eine geschätzte Anlaufstelle. Nicht nur ihre Familie, die Nachbarschaft und die Evangelische Kirche boten der interessierten, offenen Frau viel Abwechslung. Lotte Bang wurde Presbyterin der Evangelischen Kirche; der Otterbacher Kirchenchor freute sich über die Chorsängerin. Nebenbei sammelte sie 13.000 gebrauchte Brillen für Afrika, viele hundert Schuhe und Kleider für Menschen in Russland und auf dem Balkan, sowie Briefmarken für die Bodelschwinghschen Anstalten, Bethel.

In ihrer knappen Freizeit engagierte sie sich in der ökumenischen Kantorei und im ökumenischen Arbeitskreis Otterbach. Bei einem Weltgebetstag der Frauen wurde überlegt, wie Menschen in den Entwicklungsländern, vor allem den Kindern, geholfen werden könnte. Plötzlich war die Rede von einer Sammlung von Lieblingsrezepten. Ein Jahr später war die 1. Auflage des Buches verkauft. Aus dem Erlös, den Spenden und Einnahmen aus anderen Aktionen kamen 800.000 Euro für Hilfsprojekte auf der ganzen Welt, vornehmlich für Indien, zusammen. Lotte Bang reiste mehrmals dorthin, um sich vom Fortgang beim Bau des Kinder- und Waisenhauses, der Schule für mindestens 800 Kinder, der Meditationskapelle, den Häusern, die im indischen Madurei errichtet wurden, selbst zu überzeugen. „Wenn etwas nötig ist, muss es getan werden, denn Böses kann nur überwunden werden durch das Gute“, so ihre Einstellung. Im Februar 2002 besuchte Lotte Bang erneut das Land.

Als Lotte Bang am 26. Juli 2004 starb, verloren die Familie und die Firma ihren Mittelpunkt.