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Katharina Häberle

(1891 - 1977)
Daubenbornerhof bei Enkenbach

Bakteriologin, Serologin und Chronistin

Nach ihrer Pensionierung legte sie die Geschichte ihrer Familie und ihres großen Hofs in fünf Bänden nieder, als wollte sie ihr Leben als allein stehende Frau mit der Geschichte ihrer Herkunft gewichten. Dabei hatte sie dies durch ihr Durchhaltevermögen, ihre Gradlinigkeit, vor allem aber durch die Hinwendung zu ihrem Beruf längst bewiesen. Anna Katharina Häberle kam am 7.10.1891 als drittes von fünf Kindern der Gutsbesitzerleute Philipp Jakob Häberle und Elisabeth, geborene Migeot auf dem Daubenbornerhof bei Enkenbach zur Welt. Von klein auf war sie ein aufgeschlossenes, waches Mädchen mit schwarzen Haaren, dunklem Teint und glänzenden braunen Augen. Leider erkrankte ihre Mutter früh; sie starb 1904, ein Jahr nach einer Operation. Katharina besuchte die Höhere Schule in Kaiserslautern; an ein Abitur für Mädchen war nicht zu denken. Danach absolvierte sie ein Praktikum in einer württembergischen Staatsdomäne und erkannte, dass in einem landwirtschaftlichen Betrieb für Frauen keine Aussicht auf eine gute Stelle bestand.

Die junge Frau gab sich nicht geschlagen. Um sie herum erkrankten Menschen an Diphtherie, Cholera, Tuberkulose und starben nach kurzem Krankenlager. Viele setzten ihre letzte Hoffnung auf die Erfolge der aufkommenden Bakteriologie, der Lehre vom Bau der Bakterien, ihrer Lebens- und Verbreitungsweise, der Wirkung, die sie im Körper der sie beherbergenden Lebewesen auslösen und ihrer Bekämpfung. Katharina Häberle ging nach Leipzig, wo damals für Frauen eine Ausbildung zur Bakteriologin möglich war. Nach bestandener Prüfung arbeitete sie kurze Zeit in Kiel. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sie sich freiwillig zur k.u.k. österreichischen Armee und bat um Verwendung in einem Feldlaboratorium.
Als Antwort erhielt die couragierte Frau die Fahrkarte zur Front; sie landete in einem bakteriologischen Labor in den Karpaten. Katharina wurde zum Leutnant ernannt und war die erste Frau dieses Ranges in der österreichischen Armee.

Nach dem Krieg wurde der Bakteriologin nicht gestattet, in ihrem Beruf zu arbeiten. Sie nahm eine Stelle bei einer Bank an. 1924 bot sich ihr die Chance im Städtischen Krankenhaus Kaiserslautern ein klinisch-chemisches und bakteriologisch-serologisches Labor einzurichten und zu leiten. Sie war sofort dazu bereit. Als Leiterin des Labors konnte sie ihre Intelligenz, ihren Forschergeist und ihre Tatkraft einsetzen. Zum Nutzen ihrer Arbeit hielt sie engen Kontakt zu den Heidelberger Instituten und zu den Leuten, bei denen sie studiert hatte. 1939 wurde das Kaiserslauterer Krankenhaus in ein Lazarett umgewandelt, Katharina Häberle nach Metz zum Kriegseinsatz einberufen. Mit dem Rückzug der deutschen Truppen im Herbst 1944 wurde das Militärlabor in die Gegend um Koblenz verlegt, die Arbeit zu Beginn des Jahres 1945 eingestellt. Katharina gelang ein zweites Mal die Flucht nach Hause. Als sich das Leben normalisiert hatte, nahm sie ihre Arbeit im Labor des Städtischen Krankenhauses wieder auf. 1956 baute sie gemeinsam mit der Augenärztin Dr. Anne Brechtken ein Haus, fuhr jeden Tag nach Kaiserslautern und unterstützte sie in ihrer Praxis.

Katharina Häberle wurde 86 Jahre alt; sie starb am 24. August 1977 und wurde auf dem Friedhof des Daubenbornerhofs begraben.