Über das Projekt
Gleichstellungsbeauftragte der Landkreise Kaiserslautern, Kusel und Donnersbergkreis
Frauen haben für die Gesellschaft schon immer viel geleistet, das steht außer Frage. Aber es fehlen vielfach die Aufzeichnungen und Dokumente darüber. Als wir auf Spurensuche in unseren drei Landkreisen gingen, stellten wir fest, dass es gar nicht so einfach ist, über Frauen aus unserem Raum Biografisches in Erfahrung bringen zu können. In historischen Schriften, Chroniken der Ortsgemeinden, Heimatjahrbüchern und ähnlichen Veröffentlichungen sind Frauenporträts gar nicht oder nur selten zu finden.
Ursachen dafür sind u. a. in der Geschichte verankert und durch das traditionelle Rollenbild und die Rollenverteilung der Frauen geprägt. Viele Frauen in ländlichen Regionen wirkten im Stillen, ihr Engagement wurde dem häuslichen und privaten Bereich zugeordnet. Bis 1918 hatten Frauen in Deutschland kein Stimmrecht bei Wahlen und konnten auch nicht gewählt werden. 1949 wurde im Grundgesetz mit Art. 3 Abs. 2 die Gleichberechtigung von Frauen und Männern verankert. Erst 1958 mit dem 1. Gleichberechtigungsgesetz wurde z. B. das „Alleinbestimmungsrecht“ des Ehemannes in allen Ehe- und Familienfragen abgeschafft und Frauen durften ohne Einwilligung ihres Ehemannes einen Beruf ausüben, sofern die Kinder nicht darunter litten. Im Jahr 1977 wurde mit der Reform des Ehe- und Scheidungsrechts auch vom Leitbild der Hausfrauenehe Abschied genommen.
Mit dem Projekt „Frauenspuren in der Westpfalz“ wollen die Gleichstellungsbeauftragten der Landkreise Kaiserslautern, Kusel und Donnersbergkreis einen Beitrag dazu leisten, dass Frauengeschichte und Frauenkultur in der ländlichen Region einen festen Platz im Spektrum historischer Angebote erhalten und damit auch eine Wertschätzung erfahren. Das Leben und Wirken von Frauen soll in den Blick gerückt und einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.
Wir stellen in unserem Projekt die Porträts von 52 Frauen vor, die beruflich, kulturell, sozial, kirchlich oder politisch eine bedeutende Rolle gespielt haben oder wichtige Bezugspersonen innerhalb des dörflichen oder städtischen Lebens waren. Ihr Engagement war und ist von unverzichtbarem Wert, sie haben Nachhaltiges für uns geschaffen. Ihr Handeln verdient eine Würdigung, Respekt und Achtung. Manch ein Lebenslauf war so schicksalhaft, dass er auch nicht in Vergessenheit geraten darf. Diese Frauen waren starke Persönlichkeiten, die Mut und viel Energie brauchten, um ihre Wege beschreiten zu können. Aus mancher Biografie können wir deutlich erkennen, dass oft nur unter erschwerten Bedingungen die Lebensziele realisiert werden konnten. Dies soll auch zugleich Ansporn für die junge Generation sein, sich bei ihrer eigenen Lebensplanung an Vorbildern zu orientieren.
Die Porträts stehen stellvertretend für viele andere Frauen, die in den unterschiedlichsten Bereichen Leistungen erbracht oder auch Schicksale erfahren haben.
Unser Dank gilt insbesondere allen Autorinnen und Autoren, die mit großer Kooperationsbereitschaft eine oder mehrere Kurzbiografien für das Projekt geschrieben und Fotos zur Verfügung gestellt haben. Ebenso danken wir allen, die uns mit Bildmaterial sowie Genehmigungen zur Veröffentlichung unterstützt haben.
Auch heute noch sind in den Medien häufiger Porträts von Männern in ihren Funktionen und Ämtern zu sehen, als die von Frauen. Vielfach wird das Engagement von Frauen für das Gemeinwohl noch als Selbstverständlichkeit angesehen und nicht schriftlich dokumentiert. Um dem Gender-Gedanken Rechnung zu tragen, ist eine historische Aufarbeitung besonders wichtig und erforderlich.
Eine angemessene Darstellung der Frauen und ihrer Verdienste in der Öffentlichkeit ist gezielte Frauenförderung. Wir wollen die „Spuren der Frauen in der Westpfalz“ mit einem Internetauftritt, einer Broschüre und einer Wanderausstellung sichtbar machen.
Wir Kolleginnen arbeiten schon seit vielen Jahren in einem Netzwerk zusammen, um mit unseren Projekten insbesondere die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in der ländlichen Region in den Blick zu rücken. Das LEADER-Projekt ist ein weiterer Baustein auf dem Weg zur Chancengleichheit von Frauen und Männern.