Herta Ziegler

(1911 – 2000)
Kusel

Sozialdemokratin, Kommunalpolitikerin und Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt

Herta Auguste Ziegler geb. Utzelmann wurde am 14.11.1911 in Kusel geboren und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. 1918 wurde sie eingeschult und gegen Ende ihrer Volksschulzeit reifte in ihr der Wunsch, Lehrerin zu werden. Da die Familie das Schulgeld nicht aufbringen konnte, schien eine weiterführende Schulbildung für sie als Arbeiterkind unerreichbar. Aufgrund ihrer sehr guten Zensuren erhielt sie jedoch ein Stipendium für die Höhere Töchterschule Kusel, die sie sechs Jahre lang besuchte, bis 1928 ihre Mutter erkrankte. Da sie noch drei jüngere Geschwister hatte, musste sie der Mutter im Haushalt helfen, zudem arbeitete sie später in einem Gärtnereibetrieb.

1928 trat Herta Ziegler – im Alter von knapp 17 Jahren - in die Sozialistische Jugend ein, damals eine außergewöhnliche und mutige Entscheidung für ein junges Mädchen. Während des Dritten Reiches sorgte dies innerhalb ihrer Familie – auch ihr Vater war SPD-Mitglied - für einige Schwierigkeiten, denn die Sozialdemokraten mussten sich vor Denunziationen und Verfolgung in Acht nehmen. Und die Familie war einer weiteren Zerreißprobe ausgesetzt: Ein Bruder Herta Zieglers beteiligte sich bei der Reichspogromnacht an der Zerstörung jüdischer Geschäftseinrichtungen, ein Umstand, der Herta und ihre Eltern tief erschütterte. Wie Zeitzeugen berichteten, war die SPD-Zugehörigkeit ihres Vaters der Grund, weshalb sie ihre Lehrerinnenausbildung auch später nicht verwirklichen konnte.

Nach der Eheschließung mit Gustav Ziegler stieg Herta mit großem Engagement in die Geschäftsführung und Buchhaltung des gemeinsamen Gipserbetriebes ein. 1938 wurde ihre Tochter Gertrud geboren.

Gleich nach Kriegsende war Herta Ziegler Mitbegründerin der Kuseler Arbeiterwohlfahrt und später auch der Arbeiterwohlfahrt-Altentagesstätte in Kusel. Sie betreute diese sogenannte „Altenstube“ regelmäßig, wo sich jeden Nachmittag montags bis freitags rund 20 Bürgerinnen und Bürger trafen. Dort wurde in geselliger Runde gebastelt, musiziert und gesungen, vor allem aber ein reger Austausch gepflegt. Herta Ziegler sorgte für den passenden Rahmen, kochte Kaffee, servierte Getränke, organisierte das Unterhaltungsprogramm sowie die Feiern und war über lange Jahre Dreh- und Angelpunkt dieser sozialen Einrichtung. Darüber hinaus engagierte sie sich bis in die späten 70er Jahre in der Betreuung alter und pflegebedürftiger Menschen.

In den ersten Nachkriegsjahren begann auch Herta Zieglers kommunalpolitisches Engagement. 1948 wurde sie - als zweite Frau überhaupt – in den Kuseler Stadtrat gewählt. Bis 1960 und danach von 1964 bis 1974 übte sie 22 Jahre lang die Ratstätigkeit mit Stolz und Leidenschaft aus. Zudem war sie von 1969 bis 1974 Mitglied des Kreistages Kusel und des Jugendwohlfahrtsausschusses.

Neben all diesem Engagement blieb ihr noch Zeit für die Gartenarbeit, das Singen und Musizieren, Wandern und Busreisen sowie nicht zuletzt für ihren geliebten Enkel.

Herta Ziegler engagierte sich ohne viel Aufhebens gesellschaftlich und in der Kommunalpolitik. 1983 wurde sie mit der Staatsmedaille des Landes Rheinland-Pfalz für besondere soziale Verdienste geehrt, sie erhielt die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz sowie hohe Auszeichnungen der Arbeiterwohlfahrt. Die SPD verlieh ihrem langjährigen Mitglied Herta Ziegler die Willy-Brandt-Medaille, die höchste Parteiauszeichnung. Im September 1998 wurde sie von Rudolf Scharping persönlich für 70 Jahre Parteimitgliedschaft mit dem Ehrenbrief der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands geehrt.

Ihren Lebensabend verbrachte sie im Hause ihrer Tochter in Kusel mit vier Generationen unter einem Dach. In ihren letzten Wochen resümierte sie ihr Leben und formulierte: „Wir Frauen müssen in die Politik!“. Herta Ziegler verstarb im Januar 2000 im Alter von 88 Jahren.