Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Alma Rüb

Alma Rüb
(1901 - 1997)
Mittelbrunn

Bäuerin mit Weltoffenheit auf der Sickinger Höhe

Alma Rüb geb. Schweppenhäuser wurde am 3. Juli 1901 in Großbundenbach als zweitälteste von vier Geschwistern geboren. Sie stammte aus einer seit dem 17. Jahrhundert weit verzweigten Familie evangelischer Pastoren und Lehrer in der Pfalz. Ihre Vorfahren, über zwei Jahrhunderte Lehrer auf der Sickinger Höhe, hatten das Leben der Dörfer auf der Sickinger Höhe geprägt, zunächst in Mittelbrunn, später in Groß- und Kleinbundenbach.

Das Elternhaus war bei aller Verbundenheit mit der Sickinger Höhe geprägt von Weltoffenheit, vielfältigen geistigen Interessen und künstlerischen Ambitionen einerseits, das, was man später als „Bildungsreserve“ bezeichnen sollte, andererseits aber verankert in einem bäuerlichen Selbstverständnis mit seinen Aufgaben und Pflichten. Diese Verbindung von geistigem Anspruch an sich selbst und Bodenständigkeit ist der faszinierende Hintergrund von Alma Rüb geblieben und hat ein Leben lang die besondere Ausstrahlung ihrer Persönlichkeit charakterisiert.

Alma Rüb besuchte wie ihre Geschwister in Großbundenbach die Volksschule. Bei ihrem Großvater hatte sie Klavier- und später auch Orgelunterricht, so dass sie den Großvater schon bald auch im Gottesdienst vertreten konnte.

Alma wurde für einige Zeit in ein Pensionat in Heidelberg geschickt, wo sie lernen sollte, sich „in der Welt“ zu bewegen. All zu gerne hätte sie danach eine Ausbildung gemacht und einen Beruf erlernt, aber immer wieder musste sie, wie auch ihre jüngere Schwester, zu Hause Pflichten übernehmen und im Betrieb der Eltern anpacken helfen. Die Landwirtschaft war in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts weitgehend noch Handarbeit. Die Felder zu bestellen, einen großen Kuhstall zu versorgen, die Milch zu verwerten, Butter und Käse zu verkaufen, ohne technische Hilfsmittel und ohne geeignete Verkehrsinfrastruktur, all das war zeitraubend und mühsam. Trotzdem wollte man auf Kultur nicht verzichten. Wenn sich die Gelegenheit dazu bot und das Vieh versorgt war, wurden abends die Pferde noch einmal aus dem Stall geholt und angeschirrt, um ein Konzert in Zweibrücken oder Homburg zu besuchen.

Durch ihren älteren Bruder, der an der Technischen Hochschule (TH) in Darmstadt sein Ingenieurstudium abgeschlossen hatte, fand sie überdies Zugang zum Gedankengut Rudolf Steiners. Vor allem interessierten sie die neuen Vorstellungen einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Einige Zeit verbrachte sie deshalb auf dem Mustergut „Hofgemeinschaft Marienhöhe“ bei Berlin, wo diese neuen und umwälzenden Ideen in die Praxis umgesetzt wurden und sich bewähren sollten.

Nach langen Lehr- und Wanderjahren heiratete Alma 1939 Kurt Rüb, einen ehemaligen Berufsoffizier der Königlich Bayerischen Kavallerie, der den elterlichen Hof in Mittelbrunn hatte übernehmen müssen, nachdem seine beiden älteren Brüder im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Alma Rüb bekam zwischen 1941 und 1944 drei Söhne.

Mit großer Selbstverständlichkeit übernahm sie in Mittelbrunn jahrelang das Organistenamt bei den Gottesdiensten, sie war über viele Jahre Presbyterin. Da sie auch eine Grundausbildung in der Krankenpflege absolviert hatte, konnte sie vor Ort auch Erste Hilfe leisten.

Vor allem im Dritten Reich, aber auch in der Nachkriegszeit waren persönlicher Mut und Furchtlosigkeit gefordert. Ihre Bücher musste sie mehrfach gegenüber der Gestapo verteidigen. Sie beherbergte Juden, die auf der Flucht waren, sie nahm Behinderte in ihren Haushalt auf, um sie vor der „Medizin ohne Menschlichkeit“ zu schützen.

Die Erfahrung der politischen Katastrophe zwischen 1939 und 1945 veranlasste Alma Rüb, sich auch politisch zu engagieren. Ihrer zutiefst liberalen Einstellung verpflichtet, trat sie in die FDP ein und kandidierte für ein Mandat im Kreistag. Sie wurde gewählt und war von 1952 bis 1956 Mitglied des Kreistags. Als ihr Mann schwer erkrankte, musste sie sich aus der Politik wieder zurückziehen. Nach seinem Tod im Jahr 1959 musste sie für ihre noch minderjährigen Söhne selbst die Bewirtschaftung des Hofes übernehmen, eine Herausforderung an ihre Tatkraft und ihren Weitblick, da zu diesem Zeitpunkt auch in der bis dahin personalintensiven Landwirtschaft neue Strukturen zu suchen und zu finden waren. Mit Unterstützung der bäuerlichen Dorfgemeinschaft in Mittelbrunn ist es ihr damals gelungen, den Hof zu erhalten, um ihn später an einen ihrer Söhne weiterzugeben.

Im Januar 1997 verstarb sie auf ihrem Hof im Alter von 95 Jahren. Ihre Urne wurde in dem Familiengrab der Rübs auf dem Friedhof in Mittelbrunn beigesetzt. In der Mittelbrunner Dorfgemeinschaft genießt sie noch heute hohes Ansehen.

Autorin: Veronika Bleyl
Foto: Privat